1. Von der Entstehung des Namens.
Mit der Erklärung des Namens „Wackersdorf“ hat sich schon im Jahre 1845 der erste und einzige Chronist von Wackersdorf, der Lehrer Kaspar Glas befasst. Dieser kam zu folgender Feststellung:
„Wackersdorf soll nach einer uralten Sage den Namen von einem Gutsherrn, nämlich von dem Herrn von Wacker, der hier auf dem Schlösslein von dem noch Mauerüberreste zu sehen sind, gelebt haben, erhalten haben.“
Bis jetzt konnten weder Urkunden von einem Schloss noch von einem Grafen „Wacker“ in den Archiven vorgefunden werden. Wenn die Möglichkeit des Vorhandenseins eines Schlosses in der mittelalterlichen Zeit bestimmt nicht bestritten wird, so sind für die Existenz eines Besitzers „Wacker“ nicht die geringsten Anhaltspunkte zu erbringen. Die Unrichtigkeit obiger Angabe erhellt daraus, dass in den Frühurkunden der Ortsname ganz anders lautet und erst in späterer Zeit seine jetzige Prägung erhalten hat.
Ursprünglich soll Wackersdorf B o g e r a t e s d o r f geheissen haben. Die Erkläung dieses Namens, der mit dem heutigen etymologisch nichts zu tun hat, dürfte etwas schwer fallen. Meines Erachtens ist dieses „Bogerates“ der latinierte Name eines Ansiedlers oder, was noch wahrscheinlicher ist, des einstigen Gutsherrn, für dessen Existenz Sage und Volksmund warm eintreten.
Sicher aber ist, dass der Name Bogeratesdorf nur eine Formulierung beurkundender Mönche gewesen ist und weder durch das Volk entstanden noch von ihm gebraucht worden ist.
Das Volk hiess den Ort in frühester Zeit „Weikersdorf“ oder „Weikherstorf“. Diese Schreibweise findet sich in verschiedenen Archivalien, so aus den Jahren 1224, 1326, 1435, auch späterhin in den Pfarrmatrikelbüchern. Manchmal erscheint auch „Weykersdorf“(Dombauregister 1941), „Wagkerstorf(Dombauregister 1521), „Wackerstorf(Lengfelder Saalbuch 1554), „Weckerstorf“(ebenda 1575), „Waikerherstorf“( Pfarrmatrikel 1678). Jedenfalls ist daraus ersichtlich, das „a“ in Wackersdorf früher als „ä“ oder „e“ gelautet hat und aus einem „ei“ entstanden ist.
Der Name „Weikherstorf“ oder vielleicht noch älter „Weicherstorf“ dürfte also seine Entstehung den vielen Weihern der Umgebung des Ortes verdanken. Die grossen Weiher und Sümpfe dieser Gegend geben auch heute noch der Landschaft das Gepräge und spielen in den Gerichtsurkunden von Schwandorf eine grosse Rolle. Hier seien nur die Namen angeführt: Die Breitwies, die Lohe, die Weyrstat in der Oder, der Pachweiher, der Harreuslweiher, der Trattelweiher, der Moosweiher, der Stockweiher, der Traidenweiher. Alle diese Umstände lassen mit einiger Sicherheit annehmen, dass die Ansiedlung inmitten des Weihergebietes den Namen “Weiherdorf“ erhalten hat. Aus dieser ursprünglichen Fassung dürfte, bedingt durch die Flüssigkeit der damaligen Schreibweise, im Lauf der Jahrhunderte die jetzige Schreibung „Wackersdorf“ entstanden sein.
2. Von den ältesten Zeiten.
Über den Anfang von Wackersdorf ist, wie über viele Dörfer unserer Heimat, Dunkel gebreitet. Ob es je gelingt es zu erhellen, ist fraglich. Es ist auch das Bemühen zahlreicher Heimatforscher, aus dem Ortsnamen die Zeit der Entstehung abzuleiten, meines Erachtens Konstruktion, die erst des geschichtlichen Nachweises bedarf. Darnach wären alle Ortsnamen, die auf „dorf“ und „stetten“ endigen, hermundurische Siedlungen. Die Hermunduren waren ein Gemisch von Hermionen, Thüringern, Nariskern und Sueben und überschritten 479 die Nab in der Gegend des heutigen Schwandorf. Sie siedelten bis Neunburg v. W., bis hinüber zum Regen und hinab zur Donau. Nach dieser Theorie wäre also auch Wackersdorf eine hermundurische Gründung, also schon um 500 entstanden. Doch verlassen wir uns auf sichere Geschichtsquellen.
Als älteste Urkunde, die mit Wackersdorf in Zusammenhang steht, gilt eine Prüfeninger Klosterurkunde aus der Zeit von 1118-1147. Die Urkunde findet sich wortgetreu in Monumenta Boica, Bd.8, S. 43. Sie ist lateinisch abgefasst und des Inhalts, dass ein Erchinbert von Altendorf dem Kloster Prüfling (Prüfening) einen Hof zu Bogeratesdorf am Begräbnistag seiner Ehefrau Pilicia geschenkt hat. In einer Randbemerkung der Urkundensammlung heisst es, dass dieses Bogeratesdorf identisch sei mit dem Orte Wackersdorf, im Herzogtum Neuburg gelegen.
Eine andere Urkunde, die Wackersdorf erwähnt, stammt aus dem Jahre 1217. Die Kunstdenkmäler des Königreiches Bayern, Bd. 2, Heft 5 nehmen darauf Bezug, wenn sie von Schwandorf berichten:“1217 gehört Schwandorf noch zur Pfarrei Wackersdorf. 1318 ist es bereits eigene Pfarrei.“
Im Jahre 1224 ist Wackersdorf dem Gerichte Vilshofen abgabepflichtig. Im Wittelsbacher Urbar werden „die urbar und die guelt in dem gerihtt zu Uilshoven“ aufgezählt. Hier steht: “Aber Weikerstorf 1 guot“ (Monumente Boica, Bd. 36).
1326 findet sich wieder der Namen Weikerstorf in dem im Münchener Hauptstaatsarchiv neu entdeckten Pfarreienverzeichnis. Die Pfarrei Weikerstorf ist darin wie Swant,Wibelsdorf, Newnkirchen dem Dekanat Swaintzendorf zugehörig und muss an den Metropoliten in Salzburg als subsidium charitativum 20 Pf (Regensburger Silberpfennige) leisten (Jahresbericht des Vereins zur Erforschung der Regensb. Diözesangesch.1927).
1361 ist die Rede von einem Maierhof in Wakcherstorf, der damals im Besitze Ulrich des Losoners von Lengfeldt stand. Die diesbezügliche Urkunde befindet sich im Hauptstaatsarchiv München.
Meines Erachtens gehörte Wackersdorf im 13. und 14. Jahrhundert zum Richteramte Neunburg v. W., dem es schon zur Zeit der Gauverfassung zuständig war. Wenn auch der eine oder andere Hof nach Vilshofen oder dem Kloster Reichenbach zinsbar war, so widerspricht das nicht dem Gesagten. Auch die Tatsache, dass Wackersdorf in dem Salbuch, das Otto der Erlaucht über die wittelsbachischen Besitzungen im Nordgau um 1240 anfertigen liess, nicht erscheint, gibt Grund zu obiger Annahme. Das Amt zu Swainkendorf(Schwandorf) ist darin mit folgenden Zugehörungen aufgeführt: Swainkendorf, Lintenloh, Rotahe, Hovelin, Nidernhove, Menstetten, Alberndorf, Natermoos, Ode und Prizat. Während alle Nachbardörfer westlich und nördlich von Wackersdorf genannt werden, finden sich Wackersdorf und alle Orte östlich davon nicht vor. Dieselbe Merkwürdigkeit tritt wieder auf in dem Salbuch von 1283 und jenem von 1326,beide für das Vizedomamt Lengfeld angelegt. Wahrscheinlich ist die Grenze der beiden Ämter Lengenfeld und Neunburg damals zwischen Alberndorf und Wackersdorf verlaufen.
Es ist auch anzunehmen, dass Wackersdorf zu jener Zeit eine Hofmark gewesen ist. Die Hofmarken, meist Gutskomplexe in den Händen von Adeligen waren keinem Pflegamte unterstellt, sondern übten die niedere Gerichtsbarkeit selbst aus. Tatsächlich wird Wackersdorf erst Mitte des 17. Jahrhunderts einem Pflegamte unterstellt. Noch im 16. Jahrhundert ist es nur dem hohen Landgericht auf dem Nordgau in Lengfeld zuständig. Wie der adelige Gutsherr geheissen hat, lässt sich nicht mehr bestimmen. Vielleicht ist er im Solde eines mächtigen Herrn, ev. der Grafen von Altendorf-Neuburg (Neunburg) gestanden. Von dem Schloss in Wackersdorf sollen Mauerüberreste noch bis Ende des 19. Jahrhunderts bestanden haben. Alten Leute ist auch bekannt, dass ein breiter, 4 m tiefer Wallgraben, der wahrscheinlich um die Burgstelle geführt, vorhanden gewesen ist. Dieser Anlage nach wird es also ein Weiherburg gewesen sein. Vielleicht wurde sie schon zur Zeit der Hussiteneinfälle zerstört. Dass die Hussiten diese Gegend arg verwüstet haben, ist geschichtliche Tatsache. 1419 plünderten sie Wiefelsdorf und brannten es vollständig nieder. 1421 verheerten sie Schwandorf und seine nähere Umgebung. Es ist möglich, dass sie damals auch Wackersdorf heimgesucht haben.
Als nächstes Dokument, das für die damalige Existenz des Ortes spricht, dient ein Dietfurter Salbuch von 1435: Eine Hofstatt nebst Äckern und Wiesen in Weikersdorf gibt 1 fl. Landeswährung und 1 Fastnachthuhn.
1438 ist der Ort wieder als Pfarrei bezeugt unter dem Namen Walkersdorf. Er hat ein Pleban(=Pfarrer) und Gronstetten einen selbständigen Vikar von Swainkendorf.
1459 leistet die Pfarrei Walkerstorf einen Beitrag zum Regensburger Dombau (Dombauregister).
1472 überweisen nach einer Schwandorfer Urkunde Bürgermeister und Rath zu Schwaingdorf am Samstag v. Matthäi dem Pfarrer zu Wackersdorf einen Fischbehälter zu 4 Reg. Pfennigen jährl. Zins (Verhandlungen des historischen Vereins der Oberpfalz, Bd.24, S. 242).
Die Vergebung der Pfarrei Wackersdorf an einen Geistlichen geschieht zu damaligen Zeit durch einen Adeligen. Die Kirche wird auch ursprünglich Schlosskirche gewesen sein. Das Patronatsrecht und damit das Recht der Verleihung der Pfarrstelle hat seit alters her das Adelsgeschlecht der Paulsdorfer von Kürn inne gehabt. Ein Ahnherr dieses Stammes Wilhelm von Paulsdorf zu Kürn ist als Bannerträger in der Schlacht gegen die Hussiten bei Hiltersried 1433 schwer verwundet worden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass von Schloss und Herrschaft zu Wackersdorf nur mehr die Kirche übrige geblieben ist und die Paulsdorfer dann das Vergebungsrecht erhalten haben. Fast 100 Jahre treten die Herrn von Paulsdorf als „Collatores“ der Kirche von Wackersdorf auf.
1512 verleiht Christoph von Paulsdorf dem Geistlichen Leonhard Kolbinger die Pfarrei Wackersdorf, 1531 erhält sie Sigmund Springinklee. Weitere Nachrichten über die Pfarrei finden sich dann in der Refomationszeit.
Zusammenfassend sei gesagt: Die urkundlichen Quellen über Wackersdorf fliessen im Mittelalter äusserst spärlich. Seine Existenz als Hofmark kann als wahrscheinlich angenommen, aber nicht belegt werden. Fest steht, dass Wackersdorf schon im Mittelalter eigener Pfarrort, Sitz eines Geistlichen, eines Gasthauses u. mehrerer Handwerker gewesen ist und viele Erbhöfe umfasst hat.
3. Der Ort in der Reformationszeit
In der Reformationszeit kommt der Ort Wackersdorf zum Landrichteramt Burglengenfeld, dem er nachweisbar von 1544 – 1636 unterstellt ist. Das Amt Burglengenfeld aber ist bereits als eine Folge des Landshuter Erbfolgekrieges durch den Kölner Spruch vom 30. Juli 1505 von Altbayern losgelöst und dem Fürstentum Neuburg, das auch die „Junge Pfalz“ genannt wird, einverleibt.
Der Ort Wackersdorf besteht um1550 aus 8 grossen Höfen und 2 Sölden. Mehrere jener Bauernhöfe haben mit den dazugehörenden Grundstücken eine Fläche von über 150 Tagwerk inne Ihre Besitzer sind stolz auf ihren grossen Viehbestand und ihre Frauen stiften gern dem „Gotzhaus zue Wackerstorf“ 2 oder 3 Gulden. Als solche Familien werden zu jener Zeit genannt die „Ertl“, die „Ludwig“, die „Tuechbraiter“. In den Sal-und Zinsbüchern des Kastenamts Burglengenfeld tauchen ihre Namen im 15.,16. und 17. Jahrhundert immer wieder auf. Ein Andre Ludwig bezw. dessen Weib gar 50 Gulden Erbrechtgeld (Salbuch des Kastenamtes Burglengenfeld vom Jahre 1554).
Um diese Zeit beginnen nun die ständigen Glaubenswechsel und die einschlägigen Archivalien erschöpfen sich in der Hauptsache in Berichten über kirchliche Verhältnisse. Otto Heinrich hat durch Edikt vom 23. Juni 1542 in dem ganzen Herzogtum die lutherische Religion eingeführt. 1543 tritt Schwandorf Dekan Anzinger mit seinem ganzen Kapitel öffentlich zur neuen Lehre über. Bischof Pankratius Sinzenhofer fordert in einem Hirtenbrief vergebens zur Treue auf. Dem Schwandorfer Beispiel folgen sofort auch die Geistlichen des ganzen Bezirks. Der 1537in Wackersdorf installierte Pfarrer Johann Bräu erklärt noch 1543 seinen Beitritt zum Lutheranismus. Die Regenten führen die neue Lehre gemäss dem Grundsatz „cuius regio eius religio“ im Lande ein u. zwar der erste reformiert, der zweite kalvinisch, der Nachfolger lutherisch, der nächste kalvinisch.
Zur Visitation der Kirchen (und Schulen) des Herzogtums Pfalz-Neuburg wird der lutherische Pfarrer und Superintendent von Burglengenfeld Johann Tettelbach aufgestellt. In Wackersdorf üben weiterhin die Herrn von Paulsdorf zu Kürn ihr Verleihungsrecht über die Pfarrkirche aus.: „Lucas Besserer Pfarrherr empfeht Lehen von Sebastian von Paulsdorff anno 1552, darüber Melchior Walrab(Bericht) gefertigt (Paulstorffische Curatorei).
1555 erhält die Pfarrei Wackersdorf erheblichen Zuwachs, da die Filiale Kronstetten mit Alberndorf, Höflarn, Immenstetten, Niederhofen vom Pfarrverband Schwandorf gelöst und Wackersdorf zugeteilt wird. Mit den 2 Filialen Kronstetten und Steinberg ist der Bezirk der Seelsorge jetzt sehr umfangreich geworden. Abgesehen von dem Arbeitsbereich sind auch die Wohnungsverhältnisse des Pfarrers in Wackersdorf damals nicht rosig. Ein Visitationsbericht meldet, dass der Pfarrer Jakob Zengl 1560 seines Postens enthoben worden ist, weil er sich nicht examinieren hat lassen (Wahrscheinlich in der neuen Glaubenslehre). Ein neuer Pfarrer aus Illschwang soll aufziehen. Dieser muss aber mit seinem Einzug warten bis auf Walpurgis des Jahres 1561 weil „das Pfarrhaus zu Wäckerstorff gar paufellig ist“.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Sage verweisen, nach der der Pfarrhof in Wackersdorf das herrschaftliche Schlossbaugut gewesen sein soll. Er hat auch ganz dazu das Aussehen. Glas schreibt davon: „Er gleicht einer alten Rüstkammer voller Kammern; es sind in demselben nur zwei wohnbare Zimmer vorhanden“ (Chronik von Glas beim Historischen Verein der Oberpfalz in Regensburg).
Dieser schon damals (1560) ob seines Alters baulich heruntergekommene Pfarrhof wird nun auf Befehl des Landesherrn, des Herzogs Wolfgang, gerichtet und instandgesetzt, allerdings nur notdürftig, sodass ihn der neue lutherische Pfarrherr Gregorius Pommert 1561 beziehen kann. Bei seinem Amtsantritt in einem Alter von 67 Jahren, versieht er die Pfarrstelle noch 16 Jahre.
1571 erhält die „Pfarrkirchen Weckherstorff“ durch den „vesten Hanns Christoph von Paulsdorf zu Khürn“ einen neuen Lehensträger: „ Stefan Örtl (Ertl) hat zu Lehen empfang als Lehensträger Sant Stephans-Kirchen daselbst mit aller ihrer ein und Zugehörung“ usw (Lehenregister der Paulsdorffischen Reichsafterlehen).
Von Weihnachten 1574 bis zum Frühjahr 1575 herrscht in Schwandorf und Umgebung die Pest. Wieviele Wackersdorfer dadurch hinweggerafft worden sind, ist nicht bekannt. Die Seuche aber breitet sich bis nach Mappenberg aus. Hier sterben eine Bauersfrau und ihre Magd an der Pestilenz. Ihr Leichen werden nach Wackersdorf geführt, aber dort vom Pfarrer nicht beerdigt, weil die Orte nach Kronstetten gepfarrt sind. „Hat der Bauer sein leich wider haimb gefühürt und zu Schwandt begraben lassen“ (Staatsarchiv Amberg, Verzeichnis gehaltener Visitationen usw.).
Als Pfarrherr in Wackersdorf erscheint 1577 Hans Preiser, der im selben Jahr mit Magdalena, der Schwester des Richters Michael Toni von Schwandorf, getraut wird. Zum Pfarrhof gehören nun 14 Tagwerk Wiesen, die dem Pfarrer ein jährliches Gült von 6 Regensb. Pfennigen eintragen.
Als Nachfolger im Pfarramt wird 1610 der Pastor Balthasar Mühlbacher genannt. Er ist 22 Jahre Schulmeister gewesen (damals Voraussetzung für die Zuweisung einer Pfarrstelle) und seit 1584 Pfarrer. Er scheint der letzte lutherische Geistliche in Wackersdorf gewesen zu sein; denn 1617 führt Herzog Wolfgang Wilhelm von Neunburg die katholische Lehre im Herzogtum ein, nachdem genau 75 Jahre das Land zum Lutheranismus gestanden hat.
4. Im Dreissigjährigen Krieg
Zu Anfang des Dreissigjährigen Krieges wird in allen Orten des Herzogtums Pfalz-Neuburg ohne Rücksicht auf den Willen der Bevölkerung die katholische Lehre wieder eingeführt. In Schwandorf stösst diese Anordnung auf besonderen Widerstand. Pfleger und Rat der Stadt suchen mit allen Mitteln den Einzug des katholischen Geistlichen zu hintertreiben. Aber schliesslich siegt doch der Machtspruch des Höheren, des Herzogs Wolfgang Wilhelm, sodass Pfarrer Leonhard Strobl aus Viechtach sein Amt in Schwandorf antreten kann. Ein Jahr später, am 20. Juni 1618, wird dieser Leonhard Strobl, trotz seiner wohlbegründeten Einwände dagegen, durch den Richter von Lengfeld auch als Pfarrer von Wackersdorf und Neukirchen installiert.
Während des ganzen Dreissigjährigen Krieges wird nun Wackersdorf in kirchlichere Beziehung von Schwandorf aus betreut. Pfarrer Strobl hat es nicht leicht, zumal die Bevölkerung den Glaubenswechsel nicht mitmachen will. In Alberndorf, wo er damals als Kind katholisch getauft hat, wird er von den lutherischen Anhängern bis nach Schwandorf herein verfolgt und mit Steinwürfen halb getötet. So erzählt die Sage. Spätere Zeitgenossen haben an der Stelle, wo der Geistliche unter den Steinwürfen zusammengebrochen sein soll, eine Säule mit einem aus Stein geformten Priesterbarett anbringen lassen. Die Inschrift aus dem Jahre 1850 lautet: „Nach Wiedereinführung der katholischen Religion in Schwandorf war erster, aber hart verfolgter Pfarrer Leonhard Strobl von 1617 – 1645.“ Heute ist diese Säule nicht mehr vorhanden.
Im Jahre 1621 beginnen nun schon die unheilbringenden Ereignisse des Krieges sich bemerkbar zu machen. Die Strassen um Schwandorf sind unsicher geworden und jedermann muss gewärtigt sein von den in Massen in der Gegend zwischen Schwandorf und Wackersdorf erscheinenden Reitern ausgeplündert zu werden. Der Kanzler der alten Pfalz in Amberg beschwert sich in einem Schreiben an den Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm, dass nicht einmal seine Kanzleiboten auf dieser Strasse ungeschoren des Weges ziehen können und bittet um gefällige Abstellung.
1632 rückt das Heer des Kurfürsten Maximilian von Roding über Nittenau und Schwandorf nach Amberg. Ob die Gegend um Wackersdorf schon von diesen Truppen heimgesucht worden ist, wird uns nicht erzählt. Überhaupt schweigen die Berichte über Wackersdorf in der damaligen Zeit fast ganz. Dass aber dem Orte übel mitgespielt worden ist, lässt sich aus den Standbüchern des Amberger Archivs, die von verödeten und leeren Anwesen sprechen, erkennen. Vielleicht haben auch die Schweden den Ort verheert, nachdem sie 1633 Schwandorf geplündert haben.
1634 wird die Gegend von Regimentern Bernhards von Weimar und von sächsische Reiterregimentern überschwemmt, Schwandorf wird gebranntschatzt und ausgeraubt. Bald darauf erscheinen die Kaiserlichen und hausen nicht schlechter.
Die grösste Heimsuchung aber bringt 1634 die Pest, die nun zum zweitenmale hier grasiert. Eingeschleppt durch jene Söldnerscharen, rafft sie ein Drittel der Menschen hinweg.
In jener Zeit der Wirren und Kümmernisse werden die Besitz- und Zugehörigkeitsverhältnisse vieler Ortschaften der Gegend neu geregelt.1635 erhält Goswin Freiherr von Spieringk zu Fronberg von Herzog Wolfgang Wilhelm in Anbetracht seiner ausgezeichneten Verdienste eine „Konzession“, worin ihm die Landgerichtsuntertanen zu Prissatt, Lindenlohe, Freyhöls, Kronstetten und Brückelsdorf geschenkt werden. Alle die genannten Ortschaften werden zu einer Herrschaft erhoben und zum Manneslehen verliehen. Dieses empfängt von Spieringk laut Lehenrevers vom 26. März 1636 nebst dem Verzeichnis der Untertanen. Damit reicht nun die Fronberger Herrschaft, die schon seit Jahrhunderten in der Gegend begütert war, mit ihrem Machtbereich bis an die Ostgrenze des Landrichteramtes und nützt ihre Befugnis, wie später berichtet wird, oft in unverschämter Weise aus.
1636 wird Wackersdorf, das bisher als vorgesetzte Behörde das Landrichteramt Lengenfeld kannte, dem Pflegamt Schwandorf zugeteilt, wie aus einer Urkunde des Staatsachivs Amberg zu entnehmen ist. Steuern und Zinsen fliessen nun in den „Kasten“ zu Schwandorf und Handel und Streitigkeiten, Kauf- und Verkaufsangelegenheiten werden vor dem Richter in Schwandorf geregelt.
Die letzten Jahre des Dreissigjährigen Krieges aber bringen so viel Leid über die Umgebung Schwandorfs, dass von einem geregelten Handel und Verkehr, von ausgeglichenen Rechtsverhältnissen keine Rede sein kann. Neue Kriegsvölker, die in Schwandorf sich nicht genügend erbeuten, durchstreifen das flache Land. Bald reiht sich Brandruine an Brandruine. Der Rest der Bewohner verkriecht sich in die Schlupfwinkel der Gegend oder geht flüchtig. Jahrelang liegen die Feldfluren öde und leer aus Mangel an Arbeitskräften und aus Angst vor der Verwüstung durch Kriegshorden. Der Wert des Geldes und der Lebensmittel steigt ungeheuer, während der Wert der Grundstücke furchtbar sinkt. So soll 1648 das Hofgut zu Nattermoos um einen Laib Brot und um wenige Gulden verkauft worden sein.