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Die Glockenbrunnensage

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Eine Geschichte, die mich bis heute in ihren Bann zieht

Früher, nach dem Krieg, war das Radio in einem Haushalt schon etwas Besonderes. Zur Fußballweltmeisterschaft 1954 gab es in Wackersdorf nur ein Fernsehgerät. Mit meinem Vater hatte ich damals das große Glück, das Endspiel Deutschland gegen Ungarn mit ansehen zu dürfen. In der überfüllten Wohnung konnte ich, als kleiner Knirps mit vier Jahren, nur noch unter dem Küchentisch einen Platz finden. Die Leute waren so vom Spiel mitgerissen, dass sie sogar selbst mit ihren Füßen mitspielten. Ich kam mir unter dem Tisch wie ein Fußball vor. Blaue Flecken erinnerten mich noch Tage an dieses historische Ereignis.Der Mittelpunkt in den Familien war damals aber das Radio. Man traf sich öfters mit anderen Familien, Nachbarn und hörte sich die Hörerwünsche, Wunschkonzert und Nachrichten an. Man diskutierte, erzählte von Kriegserlebnissen, von Geschichten und alten Überlieferungen, die sich in unserer Heimat zugetragen hatten. Dazu gehörten: „Der Bauer, der Grenzsteine versetzte“, „Der verwunschene Weiher“ oder die Geschichte, die mich noch bis heute in ihren Bann zieht: „Der Glockenraub von Kronstetten durch die Hussiten“ und dass sie damit im Sumpfgebiet des Taxölderner-Forstes (in der Nähe des heutigen Murner Sees) versunken sind. Dieses Ereignis sorgt wie schon damals auch heute noch für große Aufmerksamkeit – zumal die Glocke bis heute nicht gefunden ist.
In den geschichtlichen Überlieferungen gibt es dazu zwei verschiedene Sagen:

Die Sage von Kronstetten

Am 02. April 2017 berichtete der Bayerische Rundfunk in einem Beitrag zum Zwölfuhrläuten aus der Kirche St. Johannes Baptist in Kronstetten über die Glocken. Demnach stammen sie aus der Zeit als Kronstetten noch ein Wallfahrtsort war und bekannt für den schönen Klang seiner Glocken. Doch eines Nachts haben die Böhmen, die Glocken mit einem Wagen gestohlen. Auf dem Heimweg aber ist das Fuhrwerk samt den Glocken und dem Rädelsführer der Böhmen versunken. Die Stelle heißt bis heute noch der Glockenbrunnen. Oft haben die Leute versucht, die Glocken zu heben, aber niemals ist es gelungen. Dies soll erst dann möglich sein, wenn Kronstetten wieder ein Wallfahrtsort geworden ist.

Die Sage vom Pittersberg

In Pittersberg, zwischen Amberg und Schwandorf, stand früher ein eigener Holzturm für eine große Glocke. Wenn man damit läutete, zogen alle Gewitter ins Böhmische hinein. Daher kamen die Böhmen heraus, um sie zu stehlen. Auf dem Rückweg versanken sie aber damit. In einem Gelübde versprachen sie eine heilige Messe des anderen Tages lesen zu lassen, wenn es ihnen gelingt frei zu kommen. Dieses Versprechen vollzogen sie aber nicht. So geschah es, dass sie mit der gestohlenen Glocke abermals auf der Straße nach Bodenwöhr in einem Sumpf versanken. Wenn man mit einer Stange in den Sumpf stößt, hört man noch ihren Klang. Die Brunnquell die sich in der Nähe befindet, heißt seitdem „Der Glockenbrunnen“. Natürlich wurde schon oft versucht, die Glocke zu finden. Bisher aber ohne Erfolg. Wo die Glocke sein könnte, dazu liefern zwei bedeutende Chronisten schriftliche Hinweise.

Chronisten, die sich ausführlich mit der Glockenbrunnen-Sage beschäftigten

1. Der Forsthistoriker Ludwig Leythäuser

Der Forsthistoriker Ludwig Leythäuser berichtet in der Heimatzeitschrift „Die Oberpfalz“ Ausgabe von 1917, wie er auf der Suche nach Unterlagen für seine historische Studie „Der Bruckerforst“, in Akten des Reichs- und Kreisarchivs (heutiges Staatsarchiv Amberg) Dokumente aus dem Jahren 1593 und 1699 entdeckte, die auf eine bemerkenswerte Begebenheit hindeuteten.

„Das Graben nach einer von dem Böhmen bei Ihrem Einfall in die Oberpfalz zwischen Taxöldern und Schwandorf an der Grenze in einem Brunnquell versenkten Glocke aus Pittersberg im Amte Rieden“. Dieser Brunnen („Quelle“) so beschreibt Ludwig Leythäuser, befindet sich in dem bergarialischen Waldistrikt „Unzenried“, Forstamt Bodenwöhr unfern des Bahnwärterhäuschens Nr.: 7.

Er hat recherchiert und war selbst im Forstgebiet, habe den fraglichen Ort aufgesucht, aber nichts gefunden als nur ein Tiefes mit Quellwasser angefülltes Loch von einigen Quadratmeter Umfang. Es wurde auch mit einer Stange der Untergrund untersucht, jedoch nichts Derartiges wahrgenommen, was auch nur entfernt an den Klang einer Glocke erinnern könnte.

Die Gemeinde Wackersdorf nützt seit 1908 das Quellwasser vom Glockenbrunnen zur Trinkwasserversorgung, errichtete dort Brunnen- und Pumpenanlagen, sowie ein Häuschen für den Pumpenwärter.

Weiterhin berichtet Ludwig Leythäuser in der Zeitschrift „Die Oberpfalz“, über einen Schriftwechsel zwischen den Kapuziner in Schwandorf mit dem kurfürstlichen Rat in Amberg aus dem Jahre 1684. Auch ein Schreiben der Neunburger 1699 an den Fürsten Max Emanuel in Amberg erwähnt er. Die wesentlichen Inhalte kurz zusammengefasst.

Am 16. Juni 1684 schreibt der Pater „Superior“ der Kapuziner in Schwandorf an den kurfürstlichen Rat und Kanzler in Amberg.

Vor hundert und mehr Jahren, wie man sagt, soll in Schwandorf 1 ½ Stunden ungefähr in einem Wald und gar öden Ort ein Quellbrunnen, den niemand achtet, tief und morastig sein. In diesen Quellbrunnen, so wird von gemeinen Leuten erzählt, sollen die Schweden eine Glocke geworfen haben. Es ist aber nur eine Sage und gar keine Gewissheit. Weil wir nun in Schwandorf uns bemühen, eine Wallfahrt der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter auf dem Kreuzberg aufzurichten und de facto das Kirchlein erweitern, mangelt eine Glocke. Da aber der Ort, von dem man sagt gleich an der anstoßenden Amberger Grenz liegt, nicht über 50 Schritt davon, sind die Schwandorfer Bürger, welche sich zur Erweiterung des Kirchlein verpflichtet hatten, zu ihm gekommen, er möchte für sie um Erlaubnis bitten, dass sie auf ihre Kosten nach der Glocke suchen dürften. Die Antwort darauf erfolgte am 14. Oktober 1684, die Regierung sehe keinen sattsamen Grund und die Genehmigung wäre bedenklich.

Sechs Jahre später, am 7.J uli 1690 bitten Bürgermeister und Rat von Schwandorf abermals in Amberg um die Erlaubnis, für die neuerbaute Kapelle zu unseren lieben Frauen Hilf auf dem Kreuzberg gnädigste Verordnung zu tun, dass nach der Glocke gegraben werden darf.

Die Antwort an Bürgermeister und Rat der Stadt Schwandorf trägt als Datum den 22. September 1690 und ist in Amberg ausgestellt worden. Darin heißt es: „Die Regierung hat von dem Schreiben Kenntnis genommen. Es wäre aber bedenklich zu willfahren. Die Sache soll an den Herrn Kurfürsten zu Pfalz Neuburg angebracht werden, damit als dann beiderseits bei dem Ort die Einwilligung Salvo utriusque partis wegen Erhebung erfolgen möchte.“ Nun schweigen die Papiere wieder bis zum 26. August 1699. Der Wunsch nach dem Besitz dieser Glocke jedoch ist in dieser Zeit nicht eingeschlafen.

Der Landrichteramtsverwalter Balthasar Pachmayer aus Neunburg vorm Wald wendet sich  mit einem Bittgesuch an seinen Fürsten und Herrn „Max Emanuel“, wegen Erhebung einer vor langen Jahren in der Postlohe Landgerichts Neunburg versenkten Glocke.

Die Böhmen, sollen circa 1483 bei einen Einfall eine Glocke geraubt und bei einer Verfolgung in der Postlohe nächst der jungpfälzischen Grenze im Moraste versenkt haben. Er bittet, wenn die Glocke gefunden werden sollte, diese dem hiesigen sehr armen „Sankt Georg“ Gotteshauses zu verehren. Gleichzeitig bitten Johann Riedt des innere Rats, Sebastian Rath, Georg Müller, Johann Mayr der äußeren Rats, Wolf Mayr, Christoph Mayerhofer, Hans Thoma Riedt, Hans Grüber, Hans Weindinger und Georg Federl, sämtliche Bürger zu Neunburg um Überlassung der Glocke für die Georgskirche. Sie schreiben: „Pfalzgraf Johannes, Herzog in Bayern, selig hat nach dem Siege von 1433 über die treulosen Hussiten aus Dank dem Märtyrer „Georgius“ zu Ehren eine Kirche in Neunburg erbauen und darin eine schöne große Glocke machen lassen. Diese Glocke ist 1634 von der Schwedisch-Pirkenfeldischen Armee unter Freiherr von Vodieyoba in ihrer Größe halber nicht fortzubringen gewesen, daher zerschlagen nach Regensburg geführt worden. Von alten Leuten stammt die Nachricht, dass 1485 die Böhmen bei einem Einfall in die pfälzische Lande ebenfalls eine Glocke geraubt haben, weil sie aber von den Pfälzern verfolgt worden sind, haben sie nicht fort gekonnt und versenkten sie in einem Moraste oder Brunnquell in der Nähe von Schwandorf, aber auf den Herrn Grund.Da es sich bei den Neunburgern um Landeskinder und Untertanen handelte, während die Schwandorfer für Amberg Ausländer, Untertanen von Pfalz -Neuburg waren, so folgte auch bald zusagende Antwort. Am 5. September 1699 heißt es in einem Schreiben aus Amberg an den Landrichteramtsverwalter zu Neunburg vorm Wald: Wann sie nun auf ihre Unkosten ein solches bewerkstelligen wollen, so mögen wir es zwar geschehen lassen, allein hast du dieselbe zu Gewährung, damit sie hinzu keine unzulässige Mittel mit anwenden sollen.

Damit endet der Schriftwechsel. Was nun weiter geschehen ist und ob die Glocke tatsächlich gesucht worden ist, darüber schweigen die Papiere. Gefunden worden ist sie anscheinend nicht. Wenn die Glocke tatsächlich erhoben worden wäre, dann wäre dies ein außergewöhnliches Ereignis und bestimmt an verschiedenen Stellen schriftlich festgehalten worden.

Die Leute sind heute noch der Meinung, dass hier die Hussiten auf ihrem Rückweg von einen ihrer Raubzüge aus der westlichen Oberpfalz eine geraubte Glocke versenkt und diese bis auf den heutigen Tag noch nicht gehoben worden sei.

Die genaue Zeit des Glockenraubes und die näheren Umstände hat aber keine Sage festgehalten.

2. Der Chronist Joseph Rappel

Der Chronist Joseph Rappel befasste sich 25 Jahre lang intensiv mit der Überlieferung von unterschiedlichen Glockensagen. Nach systematischer Zusammenfassung und Analyse der schriftlichen Unterlagen (Quelle) Akte: 1152 „Pfalz-Neuburg“ im Staatsarchiv-Amberg, dürfte sich seiner Meinung nach, die Geschichte im Jahre 1504 im Zusammenhang mit dem Landshuter Erbfolgekrieg zugetragen haben. In der Wackersdorfer-Chronik von 1972 beschreibt er dazu seine Erkenntnisse und belegt mit schriftlichen Unterlagen, dass sich damals ein beachtenswertes Ereignis in unserer Oberpfälzer Heimat abgespielte. Demnach hat die Glockenbrunnensage ihren Ursprung im bayerisch-pfälzischen Krieg oder auch der Landshuter Erbfolgekrieg genannt. Dieser Krieg dauerte nur neun Monate bis zum Frühjahr 1505. Nach Aussage der Chronisten war sie einer der blutigsten und grausamsten Schlachten der gesamten bayerischen Geschichte. In der einzigen offenen Feldschlacht bei Schönberg-Wenzenbach (auch die letzte Ritterschlacht genannt). Sie brachte am 12. September 1504 die militärische Entscheidung. Die bayerischen Heere mit Unterstützung des Königs Maximilian I., der auch als Schwager von Herzog Albrechts selbst an der Schlacht teilnahm besiegten die böhmischen Hilfstruppen Rupprechts.  Wenige Wochen zuvor am 13. August 1504 war Schwandorf und auch Kronstetten von den pfälzischen und böhmischen Söldnern niedergebrannt und ausgeraubt worden nur 5 Häuser in Schwandorf überstanden den Brand, auch das Fronberger Schloss wurde in Mitleidenschaft gezogen und zerstört.

In den Aufzeichnungen der Akte Pfalz-Neuburg Nr.: 1152 wird beschrieben, dass nach der Schlacht in Schönberg-Wenzenbach am 12.September 1504 böhmische Söldner auf den Rückzug waren und bei Pittersberg im Amt Rieden eine Glocke als Beutegut übernommen haben, um diese bei ihrem Abzug nach Böhmen mit zu nehmen. Die Glocke war nach der Beschreibung fünf Werkschuh (ca.1,50 Meter) weit und vier Werkschuh (1,20 Meter) hoch, daraus kann man schließen, dass sie groß und schwer war.

Anfangs lief der Transport reibungslos durch das niedergebrannte Schwandorf weiter nach Kronstetten und anschließend auf den beschwerlichen Weg die Straße, „Schwandorf-Neunburg“ (identisch mit dem Verlauf der heutigen Bahnstrecke Schwandorf–Furth im Wald) durch das gefürchtete Weiher- und Sumpfgebiet. Dies blieb aber nicht unbemerkt, bald folgten ihnen pfälzischen Soldaten. Der schlechte Weg und das schwere Gewicht der Glocke ließen die Böhmen mit ihren Tross nur langsam voran kommen. Die Lage wurde immer beunruhigender, die Verfolger waren bereits sehr nahe. So dass sich die böhmischen Söldner entschlossen in der Nähe des heutigen Glockenbrunnen der schweren Glocke zu entledigen, um sich besser verteidigen zu können. Man versuchte soweit es möglich war, die Glocke so zu versenken, dass man sie zu einem späteren Zeitpunkt wiederfinden und bergen kann. Aber die Schlacht muss grausam mit vielen Toten geendet haben, vermutlich hat auch keiner der böhmischen Söldner überlebt. Noch vor Jahren, wurde der Bereich um den Jägerweiher und Glockenbrunnen im Volksmund noch „Am Totenkopf“ genannt, so der Schwandorfer-Chronist Dr. Klitta.

Aus den Dokumenten|Staatsarchiv Amberg - Beide Chronisten beziehen sich auf folgende Quellen:

Unterm 15. Februar 1593, schrieb Landrichter und Pfleger Johann Meyer zu Neunburg vorm Wald an den gestrengen und ehrenwerten Philipp Wamboldt von Umbstatt, der oberen kurfürstlichen Pfalz in Bayern verordneten Herrn Vicedome und Rat zu Amberg.

Das ihm der churfürstliche Pfalz Jägermeister Georgen Grabenpauer am 13. Februar 1595 glaubwürdig berichtet habe, dass er am 13. des Monats in seinem Forstbezirk zwischen Taxöldern und Schwandorf in einer Lohe darin eine Brunnenquelle bei Schnee und Eiseskälte, eine Mans Person grabend angetroffen habe. Als der Jägermeister ihn anging habe, was er hier suche, hat der Gräber diese Antwort gegeben: „Es sollen vor langer Zeit, etwa 80 Jahren, böhmische Söldner, die sich auf den Rückzug befanden zu Widenberg (das heutige Pittersberg) im Amte Rieden eine große Glocke übernommen haben um diese nach Böhmen zu bringen. Es sei aber den böhmischen Söldnern, die pfälzischen Krieger nachgeeilt und hier in der Lohe (den heutigen Glockenbrunnen) eingeholt und auf ihre Abwehrstellung gestoßen Wie nun die Böhmischen gesehen haben, dass sie die Glocke nicht heimbringen konnten, entschlossen sie sich die große Glocke in dieser Brunnquell zu versenken um sie später wieder zu holen. Vermutlich sind sie aber dann bei dieser Schlacht ums Leben gekommen. All dies habe er (der Gräber) von älteren Leuten erfahren. Für die Bergung habe er sich für das Monat Februar entschieden, da zu dieser Jahreszeit die sumpfige und wasserreiche Lohe ziemlich zugefroren ist. Was für eine Hebung der Glocke vom Nutzen sein wird. Während der Jägermeister noch weiter mit den Glockengräber sprach, kam plötzlich der Schwandorfer-Pfleger „Georg Teufel v. Pirkensee“ dazu.

Der Hintergrund, warum plötzlich der Schwandorfer Pfleger „Georg Teufel v. Pirkensee“ dazu kam und so forsch und bestimmend agierte. Er hatte Order von Pfalzgrafen zu Neuburg an der Donau „Fürst Philipp Ludwig“, die ihm durch den Landrichter von Burglengenfeld zugestellt worden war, dass die Angeber (Zimmerermeister mit seinen Leuten) nach der versenkten Glocke suchen sollen. Der Pfleger begründete, dass dieser Ort, wo nach dieser Glocke gegraben wird, eindeutig „in der jungen und nicht in der alten Pfalz“ gelegen sei und dass sie - die Schwandorfer – die Glocken beanspruchen werden. Daraufhin erklärte der kurfürstliche Pfalz-Jägermeister Georgen Grabenpauer, dieser Ort liege ohne allen Zweifel in der alten Pfalz. Aus einer über hundert Jahre alten Grenzbeschreibung im Amte Neunburg vorm Wald ginge die Zugehörigkeit dieser Stelle schon hervor. Wenn nun aber die Glocke von den Gräbern und dem Landgericht Burglengenfeld, dass hier angrenzt, gehoben werden sollte, dann würde der Pfleger von Neunburg v. W. kommen und sie mit allen Mitteln wieder zurückführen.

An dieser Stelle gibt es unterschiedliche geschichtliche Ausarbeitungen, eine detaillierte Beschreibung sollte deshalb zurückgestellt werden.

Einigkeit besteht wieder ab diesen Punkt. Es entwickelte sich ein umfangreicher Schriftwechsel zwischen Landrichter und Pfleger Johann Wewer von Neunburg v. W. und Philipp Wamboldt von Umbstatt, der oberen kurfürstlichen Pfalz in Amberg, denn ein jeder wollte die Glocke besitzen.

In einem Nachtrag vom 16. Februar 1595 schreibt der Pfleger Johann Wewer, nach Amberg. Er habe einen Kundschafter ausgeschickt, der eben zurückgekommen ist und gemeldet habe, dass es draußen viel und tiefen Schnee gab. Er habe keine Leute angetroffen, aber frische Spuren von Menschen und Pferden festgestellt. Der Abgesandte habe auch mit einer Stange im Brunnquell sondiert, seiner Meinung nach müsste es ein guter Werkschuh (0,3 Meter) tief, bis auf die Glocke sein. Es sei zu vermuten, man müsste in zwei Tagen bis auf den Grund kommen. Der Glockengräber und seine Leute haben das Wasser durch einen Graben ziemlich abgeführt.

Der Pfleger erwartet Verhaltensmaßregeln für den Fall, dass die Jungpfälzischen die Glocke geschwind davon bringen sollten. Er wollte daher Tag und Nacht seine Kundschafter anstellen, die Ihm gleich melden würden, wenn die Glocke an den Tag kommen sollte.

An den Landrichter ging dann ein Schreiben zu, er solle doch versuchen, den Glockengräber zur Hand zu bekommen und ihm in Güte zureden, ihm Belohnung und Verehrung heißen, wenn er die Glocke soll herausbringen, dann würden ihm Helfer zur Seite gestellt werden. Sollte er sich aber widerspenstig zeigen, so soll man das Werk durch andere zu Ende führen lassen.

Am 21. Februar 1595 Bericht des Landrichters und Pflegers zu Neunburg v.W. an den „Philipp Wamboldt von Umbstatt,“ Vizedom und Kanzler zu Amberg: Der Glockengräber wird nicht leicht zu bekommen sein. Er ist Angehöriger der Jungen Pfalz, ein Zimmermann. Unverschaffener Dinge wird er nicht nach Neunburg gehen und sicher würde er seiner Obrigkeit dies anzeigen.

Ohne Raufen würde die Glocke wohl kaum abgeholt werden können. Der Platz des Glockengrabens ist von Schwandorf eine große Meile, von Neunburg aus aber anderthalb Meilen Weges. Wenn die Jungpfälzischen unser Vorhaben bemerken, dann werden sie zweifellos mit 100 oder 300 Mann zur Abholung kommen.

Wenn der Glockengräber sagt, er müsste noch drei Wochen Zeit zum Heben der Glocke haben, so kann dies nur eine Ausrede sein, zumal er selbst gesagt hat, der Pfleger von Schwandorf und der Landrichter von Burglengenfeld wären deshalb beisammen gewesen. Nach Aussagen des Gräbers Aussage soll die Glocke fünf Werkschuh (1,50 m) weit sein. Daraus ist auf die Größe und das Gewicht zu schließen.

Bürgermeister und Rat zu Schwandorf sollen ein Buch besitzen, in dem stehen soll, dass die Glocke vor 110 Jahren allda versenkt worden ist, so erzählte es der Glockengräber. Am gleichen Tag berichtet er auch über die Aussage seines Kundschafters, der den Glockengräber bei dem schwäbischen Müller zu Schwandorf angetroffen habe. Der Gräber hat geäußert, dass der Herr Pfleger zu Schwandorf und Bürgermeister und Rat haben ihm 30 Taler auf die Hand geben wollen, aber er habe nichts begehrt. Das Graben sei ihm mit zwei Gehilfen bereits auf 15 Gulden gekommen. Er will vom Graben noch nicht lassen und noch zwei oder drei Tage suchen und schon morgen vor Tagesanbruch wieder hinaus. Er will den Pfleger von Schwandorf bitten, dass er ihm einen Amtsknecht zum Schutz mitgebe, damit er bei der Arbeit nicht gestört werde. Er glaubt, er wird die Glocke mit 12 Rädern, 2 Seilen, 2 Bäum und Schrauben heben. Bei dem Drechsler in Schwandorf habe er seine Ausrüstung bestellt. Mit göttlicher Hilfe hoffe er, die Glocke in zwei Hüben herauszuheben. Aber er müsste dabei in Ruhe gelassen werden, damit alles in Ordnung und Sorgfalt geschehen könne. Der Vetter des Glockengräbers nämlich der Schwabmüller sagte, er habe eine Feile an der Stange befestigt, hineingestochen und an gefeilt, und dabei das Metall der Glocke ersehen können.

Auf diese beiden Schreiben hin, erging schon andern Tags, dem 22. Februar 1595 an den Landrichter zu Neunburg v. W., der Befehl, nach den Glockengräber zu trachten und sich nicht so viel auf das Gerede seiner Kundschafter zu verlassen.

Am 24. Februar 1595 schrieb der Landrichter Wewer von Neunburg v. W. an den Philipp Wamboldt von Umstatt“ Vizedom und Kanzler zu Vizedom zu Amberg zurück.  Es wäre zu bedenken, den Glockengräber bei seiner Grabarbeit auszuheben und auf das Amt in Neunburg zu führen.

Vom Denken seines Landrichters schien der Vicedom nicht sonderlich viel zu halten. Denn unterm 28. Februar 1595 verlangt er von ihm, er solle seine Verrichtung hinsichtlich des Schreibens vom 17. und 22. Februar 1595 berichten.

Damit enden die Berichte aus dieser Zeit. Über den Ausgang der Angelegenheit, ist aus den Schriftstücken nicht zu ersehen. Die Glocke ist anscheinend nicht gefunden und geborgen worden. Ansonsten, wenn die Glocke tatsächlich gehoben worden wäre, würde es sicherlich an verschiedenen Stellen schriftlich festgehalten worden sein.

Wenn über eine Sage überlieferte Dokumente und Briefe vorliegen, kann man davon ausgehen, dass eine wahre Begenheit dahinter steckt.

 

Bilder:

Glockenraub zu Pittersberg (Bild: Robert Weber), Glockensuche im Sumpfgebiet (Bild: Robert Weber), Nostalgiefoto aus dem Buch  „Die Oberpfalz“ von 1917 | Der Glockenbrunnen wird gerade im Jahr 1907 für die Wasserversorgung von Wackersdorf gegraben | Forsthistoriker Ludwig Leythäuser war speziell wegen der Glockenbrunnensage angereist, um nach der Glocke zu suchen, Landesgrenze: Fürstentum Pfalz Neuburg an der Donau und, Kirche: Kronstetten, Glocke:  Bemaßung der Glocke (Bild: Robert Weber)

 

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