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Die Kirchenorgel in der Pfarrkirche St. Stephanus

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Die Kirchenorgel in der Pfarrkirche St. Stephanus - einst ein Meisterwerk des modernen Orgelbaus

Vor siebzig Jahren ist nicht nur der Ort Neu-Wackersdorf mitsamt der katholischen Kirche St. Stephanus eingeweiht worden, auch eine neue Kirchenorgel bekam den kirchlichen Segen durch den damaligen Geistlichen, Pfarrer Hermann Köstlbacher. Genauer gesagt, war es Sonntag, der 06. Juli 1952. Nun tut sich in den letzten Wochen wieder einiges zu dieser Orgel, einer sogenannten Steinmeyer Orgel. Die betagte Dame bedarf nämlich einer umfangreichen Sanierung und dazu hat sich nunmehr ein eigener Verein („Verein zur Förderung der Kirchenmusik an St. Stephanus in Wackersdorf e.V.“) etabliert. Dies ist natürlich auch Anlass, Rückschau auf den Werdegang dieses wertvollen Instruments, der Königin der Instrumente, zu halten.

Ausgangspunkt war eine Schenkung der seinerzeitigen Bayernwerk AG, ausdrücklich gesagt, übergab der damalige Generaldirektor und spätere Ehrenbürger von Wackersdorf, Leonhard Wolf,

die Orgel an den Ortspfarrer, der sie um 1/2 12 Uhr weihte, wie der Chronist Joseph Rappel im Wackersdorfer Heimatbuch dokumentierte. Steinmeyer Orgeln waren nicht nur damals eine Rarität; die Berühmtheit der im bayerischen Oettingen beheimateten Orgelbauer gilt bis in die Neuzeit, wenngleich diese Art von Orgeln heutzutage nicht mehr Anwendung findet; im übrigen existiert diese Firma nicht mehr und nur eine Stiftung erinnert an die Vergangenheit der legendären Orgelbaufamilie.

 

 

Die Steinmeyer haben aber nicht nur die Wackersdorfer Orgel geschaffen, in mehr als 154 Jahren Firmengeschichte wurden nahezu 2400 Orgeln sowie 6000 Harmonien  entwickelt.

Auch Europas größte Orgel, die Passauer Domorgel, stammt aus dem Hause C. F. Steinmeyer & Co., das einst im Jahr 1847 in Oettingen gegründet wurde und nach vier Familiengenerationen im Jahre 2001 den Betrieb einstellte.

Steinmeyer war bis zum Schluss die größte Orgelbaufirma in Bayern und eine der Größten weltweit. Heute findet man in allen Erdteilen diese Orgeln, wie aus einem Internetbeitrag der Steinmeyer Vermögensverwaltung hervorgeht.  Diese Firma verwaltet den historischen Gebäudebestand sowie das Inventar; von besonderer Bedeutung ist jedoch die Bewahrung und Verwaltung des „weltweit einmaligen Orgelbauarchives“.

Kirchenmusik wird in Wackersdorf übrigens seit altersher gepflegt und gelebt. Während in Kronstetten 1860 eine Orgel neu angeschafft wurde, waren damals die bestehenden Orgeln in Steinberg und Wackersdorf „gut, doch brauchen sie das Stimmen“, wie Joseph Rappel im Wackersdorfer Heimatbuch festhielt. Schon im Jahre 1901 hatte das damalige 870 Seelen zählende Dorf dann eine neue Orgel erhalten. 2200 Mark mussten bereits seinerzeit für das von Orgelbauer Ludwig Edenhofer aus Deggendorf erstellte Werk aufgewendet werden. In dieser Zeit hatte der Mesner die Chormusik zu verrichten. Des Weiteren musste der Mesner u.a. die Kirche öffnen, schließen und reinigen sowie die Turmuhr täglich aufziehen und zu vorgeschriebenen Zeiten läuten.

Dass Wackersdorf noch eine zweite Orgel der berühmten Orgelbaufirma Steinmeyer zum Vorzeigen hat, dürfte Vielen nicht geläufig sein. Seit dem Jahre 1970 schmückt nämlich eine aus dem Jahre 1944 stammende Steinmeyer-Orgel die evangelische Friedenskirche an der Sportplatzstraße. Für 6000 Mark wurde diese Orgel mit sechs Registern, die einst in der Schlosskirche der Evangelischen Akademie Tutzing stand, erworben.

Doch zurück zum Orgelwerk in der Stephanuskirche, das zwei Manuale und ein Schwellwerk besitzt und folgende Register einschließlich Koppel vorweist:

Posaune 16‘

Kontrabass 16‘

Subbass 16‘

Zartbass 16‘

Prinzipalbass 8‘

Gedecktbass 4‘

Choralbass 4‘

Rohrpfeife 2‘

Grobgedeckt 8‘

Gemshorn 8‘

Koppelflöte 4‘

Ital. Prinzipal 4‘

Waldflöte 2‘

Oktavlein 1‘

Sesquialter 2 2/3 uns 1 2/3‘

Großmixtur 2‘

Franz. Oboe 8‘

Tremulant

 

Rohrflöte 8‘

Kleingedeckt 4‘

Oktav 4‘

Superoktav 2‘

Mixtur 1 2/3‘(1 1/2‘)

Manualkoppel II-1

Pedalkoppel II

Pedalkoppel I

Pommer 16‘

Prinzipal 8‘

Salizional 8‘

Rauschpfeife 2 2/3

Trompete 8‘

Dazu kommen noch die Druckknöpfe für freie Kombination, Handregister, Zungen, Tutti, Hauptwerk.

Insgesamt verfügt die Orgel, die in mehr als 10 000 Arbeitsstunden geschaffen wurde, über 1759 Pfeifen, wobei die kleinste gerade mal 5 mm Länge hat und die größte mehr als fünf Meter misst. Weitere Einzelheiten zur Orgel zeigt nachfolgender Zeitungsausschnitt aus dem Jahre 1952 auf, wobei u.a. von besonderem Interesse ist, dass am 6. Juli 1952 nach dem vormittäglichem Konzert durch den ehemaligen Domorganisten Eberhard Kraus -damals 21jähriger Student an der Hochschule für Musik in München- der „berühmte englische Orgelbauer Henry Willis und der Organist der All Souls Church in London, Frederic Geoghegen die Orgel prüften und untersuchten.“ Sie waren begeistert und voll von Verwunderung, wie der damalige Pressebericht aufzeigt.Zeitungsartikel Steinmeyer Orgel Wackersdorf

Wie sich die Orgel heute dem Kirchenbesucher darbietet, kann aus der beigefügten Hörprobe, die uns der derzeitige Organist Bastian Wagner freundlicherweise zur Verfügung stellte, vernommen werden.

 

Quellen:

Rappel Joseph, Wackersdorf Das Werden einer modernen Industriegemeinde, 1974

Pfarrbrief St. Stephanus Wackersdorf, Juli 2002

Originalaufnahme des derzeitigen Organisten Bastian Wagner

www.steinmeyer-orgeln.de, Stand Juli 2022

Zeitungsausschnitt aus dem Jahre 1952, unbekannte Herkunft

Eigene Fotos

 

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