110 Jahre lokale Postgeschichte
Ursprünglich lag das Postwesen bei der Familie Thurn und Taxis, ehe der Kurfürst Max Joseph von Bayern im Jahre 1805 die Post in Staatsbesitz übernahm. Zwar gab es damals noch eine Übergangslösung. Bei einer Pacht von 15.000 Gulden durften die Thurn und Taxis Fürsten noch das Postwesen betreuen. 1808 war aber dann endgültig Schluss. Die Post wurde eine bayerische Staatsanstalt und als Abteilung des Auswärtigen Ministeriums geleitet.
Es liegt genau 110 Jahre zurück, als in Wackersdorf am 1. Juni eine Postagentur eingerichtet wurde. Die Aufgabe des Postagenten übernahm der damalige Direktor der Bayerischen Braunkohlen Industrie AG, kurz BBI genannt. Die täglichen Arbeiten verrichtete selbstverständlich nicht der Leiter selbst, sondern eine von ihm beauftragte Person, anfangs noch in Teilzeit. Ungewohnt war dies natürlich schon, zumal die Gemeinde Wackersdorf damals nur 726 Einwohner zählte. Doch mit zunehmender Kohleausbeutung durch die BBI und auch deren Vermarktung - 1910 wurde auch das Bayerische Kohlenkontor in Nürnberg, eine Firma für den Alleinverkauf der Wackersdorfer Kohle gegründet - stieg das Geschäftsaufkommen rasant und der Ruf nach einer eigenen Posteinrichtung wurde immer nachhaltiger. Täglich kamen nun die Postsendungen vom Schwandorfer Postamt über die Werksbahn der BBI zur Agentur nach Wackersdorf.
Von hier aus begab sich der Zusteller, damals noch in Teilzeitbeschäftigung, auf den Weg nach Wackersdorf und ab 1927 auch nach Brückelsdorf, Grafenricht, Alberndorf, Irlach, Imstetten und dem Rundenschlag. 1942 kamen zum Zustellbereich noch Heselbach, Hirmerhaus und Meldau dazu.
Neben der Paket- und Postzustellung wurden seinerzeit auch die sogenannten Rundfunkbeiträge durch Postbeamte eingezogen. Später erfolgten auch die Rentenauszahlungen.
Für die Wackersdorfer Bürger war der Weg zur Postagentur, insbesondere nach der Umsiedlung ins neue Wackersdorf 1950/52, doch etwas beschwerlich.
Schließlich entschied die Oberpostdirektion in Regensburg, dass Wackersdorf ein eigenes Postamt erhält. Am 1. August 1954 erfolgte der Einzug in das Gebäude Bergmannstraße 5, wo über mehrere Jahrzehnte der Geschäftsverkehr abgewickelt wurde. Leiter der Dienststelle war der Wackersdorfer Josef Knerer, sein Nachfolger Alfred Wottka, bis schließlich Robert Kellner die Führung für 18 Jahre übernahm; letzterer bereits in den Räumen an der Friedhofstraße.
Während früher die Post zu Fuß oder mit dem Fahrrad zugestellt wurde, kam schließlich 1964 ein Kraftfahrzeug, insbesondere für die Paket- und Landzustellung zum Einsatz.
Eine weitere Verlagerung der Geschäftsräume erfolgte dann 1977 in das Anwesen Schieber, heute Küchen Konzepte Wackersdorf, an der Friedhofstraße, ehe 1999 die Abwicklung der Postgeschäfte in den EDEKA Einkaufsmarkt an der Hauptstraße verlegt wurde. Derzeit befindet sich die Einrichtung in der ehemaligen Bäckerei Weingärtner an der Hauptstraße.