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Man schrieb das Jahr 1911, der Großvater, der im Hüthaus in Irlach wohnte und sein Geld in der Wellpappfabrik in Klardorf verdiente, stand vor harten Zeiten. Seine Frau war plötzlich gestorben und die vier Kinder mussten ernährt werden. Außerdem brauchten sie dringend eine Mutter. Wie durch ein Wunder lernte er in seiner Arbeit eine Witwe kennen. Ihr Mann war vor kurzem an einer schweren Krankheit verstorben. Sie befand sich mit ihren beiden Kindern in derselben Notlage. Freunde und Arbeitskollegen freuten sich mit dem frisch gefundenen Paar, das jetzt wieder hoffen konnte.

Am 5. November 1911 gaben sie sich ja das Ja-Wort in Wackersdorf. Die Trauzeugen waren der 27 Jahre alte Schuhmachermeister Joseph Kagerer und der Gütler Joseph Merl, 42 Jahre alt, beide aus Irlach. Beide halfen dem frisch vermählten Paar, wo es nur ging.

Da der Winter vor der Tür stand, war es wichtig so rasch wie möglich Brennmaterial zu besorgen. Mein Großvater sägte, hackte und schlichtete das Holz, das seine beiden Freunde mühselig vom Wald heran schafften. Doch immer am nächsten Tag war der Holzstoß mächtig geschrumpft. Das war sehr merkwürdig, da Großvater oft auf der Lauer lag, aber niemanden zu Gesicht bekam. Es war wie verhext. Heimlich füllte Großvater einige Holzscheite mit Schwarzpulver, die er zuvor angebohrt hatte, anschließend mit einem Holzzapfen wieder sauber verschloss und sie unauffällig unter den Holzstoß mischte. Es dauerte nicht lange, man saß abends noch gemütlich zusammen, als plötzlich die Feuerglocke geläutet wurde. Da hat es jemanden den Ofen zerrissen, hörte man es rufen. Warum, konnte sich keiner erklären. Schnelle Hilfe war angesagt. Die Feuerwehr hatte Großeinsatz, sie griff beherzt zu, so dass nur geringerer Sachschaden entstand.

Lange wurde unter den Leuten noch gerätselt, warum es zu dieser Ofenexplosion kam. Da muss man schon mit besonderem Brennholz heizen, vielleicht mit zuviel Kienspänen, meinten andere.

Bis heute hat es noch niemand erfahren, erzählte es mir meine Mutter. Für uns war wichtig, wir hatten unsere Ruhe, und Großvater brauchte sich nicht mehr auf die Lauer zu legen.

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Ein Beitrag zur Heimatgeschichte - von Karin Hottner

Der Kohleabbau in und um Wackersdorf durch die BBI AG hatte in vielerlei Weise auf die Ortschaft Wackersdorf und seine Bevölkerung einen nachhaltigen Einfluss. In den unterschiedlichsten Bereichen konnte und kann man die Auswirkungen und Einbringungen des Unternehmens erkennen.

Mit der Entstehung zweier Kolonien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Ort Wackersdorf erweitert. Dabei grenzten diese neuen Siedlungen nicht direkt am Ort an, sondern lagen etwas abseits, östlich und westlich des Dorfes. Hinter dem Bau der Kolonien stand immer die BBI, die um das soziale Wohl ihrer Arbeiter bemüht war, damit aber auch das Wackersdorfer Ortsbild durch Bauten beeinflusste.

 

Die Ostkolonie

Alt-Wackersdorf und die Ostkolonie, bearbeitet
    Alt-Wackersdorf und die Ostkolonie, bearbeitet

Kurz nach der Gründung der BBI wurde circa 800 Meter östlich der Ortschaft Wackersdorf die Ostkolonie gebaut. Die Belegschaft der BBI, die 1906 aus 111 Personen bestand, war nach drei Jahren des Kohleabbaus auf das Dreifache angewachsen (Vgl. Suckert, Braunkohle, S. 99.). Ein Massenquartier im Ort Wackersdorf für die Arbeiter, das zwar hygienisch einwandfrei war und auch unweit des Werkes lag, konnte keine Unterkunftslösung auf Dauer sein (Vgl. Oertelius, Die Braunkohlen-Industrie, S. 23.). 1907 wurden Pläne für die Arbeitersiedlung angefertigt (Vgl. StA A, Bezirksamt BUL 21223.) und schon 1908/09 entstand die Arbeitersiedlung Kolonie-Ost (Vgl. GW 322.). „Ein neues „Dorf“ [wurde] ohne Rücksicht auf die fehlende Infrastruktur aus dem Boden gestampft.“ (Blank, Museumslehrpfad, S. 57.) 21 Häuser mit 34 Wohnungen und dazugehörenden Gärten boten Unterkünfte für die Bergleute und deren Familien. Auch einen Konsumverein besaß die Siedlung. Ein freier Platz inmitten der Kolonie konnte von den Kindern zum Spielen und Tummeln genutzt werden. Hauptsächlich qualifizierte Arbeiter, in denen man die „Garanten für eine positive Betriebsentwicklung“ (Weigl, Industrie, S. 53.) sah, hatten in der werksnahen Siedlung ihr neues Zuhause. (Vgl. Weinauer, Werk Wackersdorf, S. 556., Vgl. dazu auch Weiß, Wackersdorf, S. 174., Vgl., dazu auch Rappel, Wackersdorf, S. 249., Vgl. dazu auch Weigl, Industrie, S. 53.)

Der Ort Wackersdorf war binnen zweier Jahre um eine komplette Siedlung gewachsen. Etwa ein Jahrzehnt später sollte eine weitere Kolonie, dieses Mal im Westen, das Dorf vergrößern.

 

Quellen:

Gemeinde Wackersdorf: 322. Ortsbroschüre und Ortsplan. Geschenkartikelbestellung. Gemeindechronik.

Bezirksamt Burglengenfeld. 21223. Arbeiterwohnhäuser der Gewerkschaft in Wackersdorf. 1907.

 

Literatur:

Blank, Gottfried, Museumslehrpfad Wackersdorf-Steinberg. Begleitheft zum Museumslehrpfad zwischen dem Heimat- und Braunkohlenmuseum Steinberg und dem Industriemuseum Wackersdorf. Dokumentation der Lehrpfadinhalte, Nabburg 2001.

Oertelius, Franz, Die Braunkohlen-Industrie der Oberpfalz, München 1906.

Rappel, Josef, Wackersdorf. Das Werden einer modernen Industriegemeinde, Amberg 1974.

Suckert, Ludwig, Wirtschaftsstandort Wackersdorf, Wackersdorf 2000.

Weigl, Julia, IndustrieKulturGeschichte im Landkreis Schwandorf, Regensburg 1994.

Weinauer, Rudolph, Das Werk Wackersdorf der Bayerischen Braunkohlen-Industrie A.G. in Schwandorf (Oberpfalz), in: Jahrbuch der bayerischen Wirtschaft 1926, Stange’s technischer Beratungsstelle München (Hg.), München 1926, S. 549-558.

Weiß, Hans-Peter, Wackersdorf im Strukturwandel. 850 Jahre Ortsgeschichte – 50 Jahre Umsiedlung, in: Landkreis Schwandorf, Jahresband zur Kultur und Geschichte im Landkreis Schwandorf. 12./13. Band – 2001/2001, Amberg o.J., S. 172-184.

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-Zahlen und Daten-

Anlässlich des Kinofilms „Wackersdorf“, der im Jahr 2018 in die deutschen Kinos kommen soll, sei hier noch einmal an Wackersdorfs bewegte Vergangenheit gedacht.

Über die WAA Wackersdorf ist schon sehr viel geschrieben worden, von Gegnern als auch Befürwortern! Nach fast dreißig Jahren nach dem Aus für die Errichtung dieser Anlage in Wackersdorf bleibt es dem Leser vorbehalten, sich noch einmal vor Augen zu führen, welch große Anzahl von Ereignissen, Daten und Zahlen zu dieser geplanten Anlage entstanden sind.

Die nachfolgende Aufzählung hat nicht den Anspruch vollständig zu sein. Sicher gäbe es noch das eine oder andere Ereignis, das es wert wäre, für die Nachwelt aufgeführt zu werden, doch selbst bei intensiver Recherche ist es nicht möglich, diesem Ansinnen Rechnung zu tragen, so dass hier nur Eckdaten angeführt werden:

 

Datum   Ereignis   Quelle/Nachweis
30.11.1977   Entsorgungsbericht des Bundes   BT Drucksache 8/1281
         
1977   Gründung der Deutschen Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen mbH (DWK) mit der Aufgabe der Entsorgung der deutschen Kernkraftwerke   Siehe 3)
         
28.09.1979   Festlegung im Bundestag zum „integrierten Entsorgungskonzept“   Mehrere BT Drucksachen in 1979
         
16.05.1979   „Gorleben-Hearing in Niedersachsen; WAA“ „sicherheitstechnisch machbar, aber politisch nicht durchsetzbar“   1) Nachdruck der Sonderbeilage zur Ausgabe vom 25.07.1989 der Mittelbayerischen Zeitung
         
1979   Gespräch des bayerischen Umweltministers Alfred Dick mit Landrat Hans Schuierer über mögliche Standortuntersuchungen im Raum Schwandorf   Zeitzeuge ehemaliger Landrat Hans Schuierer
         
1980   Hessen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz zeigen Interesse an Errichtung einer WAA   2) Zweck, Erich: Vom WAA-Projekt zum vielseitigen Industriestandort, o. O. 0. J.
         
03.12.1980   Bayerischer Ministerpräsident Franz-Josef Strauß signalisiert Bereitschaft zur Standortprüfung einer WAA in Bayern.   Siehe 1)
         
1.12.1981   DWK eröffnet Standortrepräsentanz in Gebäuden der ehem. BBI AG (Bayerische Braunkohlen Industrie AG)   Eigene Angaben
         
18.02.1982   Die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen mbH (DWK) stellt bei der Regierung der Oberpfalz einen Antrag auf Raumordnungsverfahren für mögliche Standorte Teublitz, Steinberg und Wackersdorf   Siehe 1)
         
27.03.1982   Erste Großdemonstration in Schwandorf mit ca. 15000 Teilnehmern   Eigene Angaben
         
17.09.1982   Abschluss des Raumordnungsverfahrens durch die Regierung der Opferpfalz   Siehe 2)
         
01.11.1982   DWK stellt auch für niedersächsischen Standort Dragahn Antrag für WAA   Siehe 2)
         
28.10.1982   DWK entscheidet sich für Wackersdorf als Standort und stellt nach Art. 7 Atomgesetz beim Bayerischen Umweltministerium Antrag auf Errichtung und Betrieb einer WAA    

3) Kurzbeschreibung für die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf, Jan. 1988,

DWK und DWW (Deutsche Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf GmbH)
         
23.08.1983   DWK stellt Antrag auf 1. Teilerrichtungsgenehmigung (TEG)   Siehe 3)
         
Ende Nov. 1983   53017 Einwendungen wurden gegen 1. TEG eingereicht.   Siehe 1)
         
07.02.1984   Erörterungstermin zur 1. TEG in Neunburg vorm Wald   Eigene Angaben
         
18.03.1984   Kommunalwahlen in Bayern: CSU verliert Mehrheit im Kreistag, Landrat Schuierer mit 70% wiedergewählt   Eigene Angaben
         
04.02.1982  

DWK entscheidet sich für Standort Wackersdorf.

Gemeinderat Wackersdorf stimmt in Sondersitzung am 06.02.1985 der WAA zu.
 

Siehe 1)

u. eigene Angaben
         
22.02.1985   DWK stellt Bauantrag für WAA   Eigene Angaben
         
24.09.1985   Bayerisches Umweltministerium erteilt 1. TEG    
         
11.11.1985   Erstmalige Anwendung des sogenannten „Selbsteintrittsrechts des Staates“, das der Bayerische Landtag am 09.07.1985 beschlossen hatte. Dadurch werden die Baugenehmigungen des Landratsamtes durch den Freistaat vorgenommen.   Siehe 2)
         
07.01.1986   Räumung des „Hüttendorfes“ durch mehrere tausend Polizisten   Eigene Angaben
         
März 1986   Beginn der Bauarbeiten   Eigene Angaben
         
01.05.1985   Das bisherige gemeindefreie Gebiet „Taxölderner Forst“ wird überwiegend in die Gemeinde Wackersdorf eingegliedert   Eigene Angaben
         
18./19.05.1985   Mehrere Zehntausend demonstrieren gegen die WAA   Eigene Angaben u. siehe 2)
         
22.05.1986   Gegen Landrat Hans Schuierer wird ein Disziplinarverfahren eingeleitet, das im April 1989 wieder eingestellt wird.   Siehe 1)
         
04.03.1987   Die Regierung der Oberpfalz. erklärt die Baugenehmigung für das Brennelementeingangslager für sofort vollziehbar. Später lehnt der Bayerische Verwaltungsgerichtshof einen Baustopp ab.   Siehe 1)
         
August 1987   Gemeinderat Wackersdorf beschließt Änderungsverfahren zum „WAA-Bebauungsplan“   Eigene Angaben
         
9.-11.10.1987   Gemeinderat Wackersdorf beschließt Änderungsverfahren zum „WAA-Bebauungsplan“   Eigene Angaben
         
26.01.1988   DWK beantragt 2. TEG   Siehe 1)
         
29.01.1988   BayVGH hebt den Bebauungsplan des Landratsamtes Schwandorf auf ,,weil nuklearspezifische Risiken nicht ausreichend berücksichtigt wurden.“   Siehe 2)
         
Juli 1988   Erörterungstermin zur 2. TEG in Neunburg vorm Wald wird nach 23 Verhandlungstagen überraschend beendet.   Eigene Angaben
         
August 1988   Landratsamt Schwandorf lehnt Baugenehmigung für Hauptprozessgebäude ab.   Siehe 1)
         
31.05.1989   DWK macht Baustopp und schließt um 16 Uhr das große Haupttor. DWK Vorstandsmitglied Dr. Walter Weinländer gibt bekannt, dass 2,6 Milliarden DM bis dahin ausgegeben wurden.   Eigene Angaben, sowie: siehe 2)
         
06.06.1989   Frankreich und Deutschland unterschreiben gemeinsame Erklärung, wonach jährlich 500 Tonnen Kapazität in La Hague aufgearbeitet werden sollen.   Eigene Aufzeichnung Bayerischer Rundfunk

 Eine Zusammenstellung von Josef Hottner.

 

 

Weltkrieg II.: 1939-1945

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Als ein Flieger nach dem Krieg über Wackersdorf seine Kreise zog, um Luftbilder vom gerade neu erbauten Wackersdorf zu schießen (1952 = Umsiedlung), war sich der Pilot wahrscheinlich garnicht bewusst, dass er damit eine Randnotiz zur Schwandorfer Bombennacht setzte.

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