Tausende von Menschen verbringen mittlerweile ihre Freizeit im Oberpfälzer Seenland - egal ob am Steinberger See, dem größten Gewässer Ostbayerns, oder am Murner- bzw. Brückelsee. Doch wer erinnert sich an die Geschichte des Entstehens dieser Seenlandschaften. Dass einst über Jahrzehnte hier Braunkohle im Tagebau gewonnen und zur Verstromung in das Dachelhofener Dampfkraftwerk gebracht wurde, scheint immer mehr in Vergessenheit zu geraten. Vierzig Jahre ist es in diesem Jahr her, als der Betrieb der Bayerischen Braunkohlen Industrie A. G., kurz BBI genannt, am 21. September 1982 eingestellt wurde. Mehr als 1600 Arbeitskräfte waren einst bei der BBI beschäftigt - für genügend Nachfolgearbeitsplätze wurde hinreichend Sorge getragen, denn mittlerweile arbeiten mehr als 5000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Wackersdorf. Ein weiteres Anliegen lag der damaligen BBI-Werksleitung am Herzen; das Thema „Nachfolgelandschaft“ der ausgekohlten Gebiete, denn Auffüllmaterial für die ausgekohlten Rohstoffgruben war kaum vorhanden. Der Gedanke, die hunderte Hektar großen Tagebaulöcher zu fluten, lag nahe, wobei die Oberflächenwasserzuläufe zu den Seen nur beschränkt waren. Die unterliegenden Teichbesitzer bei Charlottenhof haben bis heute die rechtliche Zusicherung einer bestimmten Wassermenge. Dazu wurde seitens der E.ON bzw. deren Rechtsnachfolger in den 90er Jahren eine eigene Wasseraufbereitungsanlage am Murner See errichtet; in dieser Anlage wird „saures Wasser“ des Murner Sees aufbereitet und in das Grabensystem für die Unterlieger (Teichbesitzer) geleitet. Das „saure Wasser“ resultiert übrigens daraus, dass in dem verbliebenen Tagebaugelände ein Schwefelgehalt der Restkohle vorhanden ist. Die Verwitterung dieser Kohle wurde zwar durch die Seenflutung gestoppt; es dauert jedoch viele Jahre, bis der Säuregehalt des Badewassers abnimmt, wie Experten betonen. Umfangreiche Untersuchungen haben jedenfalls immer wieder bestätigt, dass die Seen zum Baden völlig unbedenklich sind, insbesondere sogenannte balneologische Untersuchungen dokumentieren dies. Am Beispiel der Abbaugebiete Rauberweiher sollen nachstehend die Teilschritte aufgezeigt werden, die vor knapp fünfzig Jahren bei den Verantwortlichen der BBI im Einvernehmen mit staatlichen Fachstellen, Behörden und Trägern öffentlicher Belange entwickelt wurden.
Kaum zu glauben, aber wahr! Sieht man genauer hin, so standen einst in Wackersdorf drei Schlösser (und eine Raubritterburg?). Im längst verschwundenen alten Dorf war die einstige Ortskirche wohl auf einem Schlösschen errichtet. Ein weiteres Stand als Raubermühle im Wackersdorfer Ortsteil Rauberweiherhaus (heute im Oberpfälzer Freilandmuseum in Neusath-Perschen zu sehen). Längst abgerissen ist das „Gschlössl Sophienhöhe" in Alberndorf. Wer nun noch mehr dazu nachlesen möchte, der muss die aufgeführten Links bemühen.
„Nach dem Krieg entwickelte sich ein reges Tauschgeschäft mit Deputatkohle. Bei allen Lohnforderungen waren die Stundenlöhne noch sehr niedrig. So wurde auf das Deputat verwiesen, es sei ein Teil des Lohnes, aber im übertragenen Sinne ein hart verdientes Brot."
Der folgende Beitrag stammt vom im Jahr 2013 verstorbenen Josef Bauer, Träger der Wackersdorfer Bürgermedaille. Über viele Jahrzehnte gestaltete er die Geschicke der Gemeinde Wackersdorf gesellschaftlich, kulturell und politisch mit, wofür er mit dem Bundesverdienstkreuz und dem kommunalen Verdienstorden gewürdigt wurde. Als gelernter Maschinenbaumeister arbeitete er lange Jahre bei der Bayerischen Braunkohlenindustrie AG. Daneben engagierte er sich politisch bei den Freien Wählern in Wackersdorf. Als Gründungsmitglied kandidierte er zusammen mit einigen Mitstreitern 1952 erstmals für den Wackersdorfer Gemeinderat, dem er über mehrere Amtsperioden angehörte.
Im Rahmen des historsichen Festzuges anlässlich der 850-Jahr-Feier von Wackersdorf schrieb Josef Bauer eine kurze Abhandlung zum sogenannten Hausbranddeputat („zum Lohn oder Gehalt gehörende Sachleistung", Q1).
„Jeder Beschäftige im Werk [der Bayerischen Braunkohlenindustrie AG] hatte Anspruch auf Hausbranddeputat. Ledige erhielten 45 Zentner, Verheiratete 90 Zentner, Angestellte 120 Zentner [an Kohle]. Für Letztere war auch der Winter kälter als für Arbeiter(!). Man musste auf vorgedruckten Erlaubnisscheinen, die vom Lohnbüro ausgestellt worden waren, die eingeschriebenen Zentner abholen. In den 30er Jahren konnte man im Handwagen - fast jeder Bergarbeiter war im Besitz eines solchen Handwagens - durch das nicht befestigte Fabrikgelände, vorbei an der Zentralwerkstatt (an dessen Ende befand sich die Schweißerei), die Landabsatzwaage mit abgestelltem Wieger erreichen. Die leeren Handwagen wurden gewogen. Anschließend holte man am Kohleschupfen je nach Wahl [7-Zoll-Kohle] oder Kohle in Semmelform ab. Gefragter waren 7 Zoll, weil diese die Glut länger hielten. Daraufhin wurde der Handwagen noch einmal gewogen. Mit ungefähr 4-6 Zuladung[en] wurde über den Beamtensteig oder Gehweg, meistens über die alte Straße zum Dorf, über Kühberg diese Last zur Wohnung in Wackersdorf-West heimgezogen. Diejenigen, die in der Ostkolonie wohnten, mussten ebenfalls bei schlechten Wegverhältnissen z.B. über die alte Separation den Heimweg antreten. Dies war wirklich eine schwere Arbeit. Meistens lag dem Vater das Gurtzeug über der Schulter, das an der Deichsel zum [L]enken und [Z]iehen befestigt war. Mutter, Tochter oder Sohn schoben an. Für die Schwandorfer und in der Umgebung Wohnenden gab es im Gleisgelände am Posten I zu festgelegten Terminen vom abgestellten Waggon herab mit einem ein Zentner fassenden Karbidkübel die ausgestellte Menge. In gleicher Weise kam jedoch auch an dieser Stelle der Handwagen zum Einsatz. Er wurde bis zur Löllsanlage (...) nach Ettmansdorf oder bis nach Fronberg gezogen. Das waren weite Wege (...) und außerdem gab es noch keine BBI-Siedlung. Wer diesen Termin verpasste, konnte seine Kohle noch im Werk persönlich abholen. Mit dem Handwagen suchte man den Bokelzug auf und verstaute ihn im Gepäckwagen. Wiederum musste der Handwagen leer und beladen gewogen werden. Im nächsten Zug fuhr man dann im Gepäckwagen zurück nach Schwandorf. Es war absolut keine leichte Arbeit. Die Möglichkeit Hausbranddeputat zu erhalten wurde gar nicht voll ausgenutzt.
In jedem Bergarbeiterhaushalt gab es nur einen Küchenherd, im Waschhaus einen Waschkessel, bei einzelnen ein Kachelöferl im Schlafzimmer. Zum anderen wurden 20 Pfennig pro Zentner (also ca. 14-17 Reichsmark) vom nächsten Wochenlohn abgezogen. Nach zwei Weltkriegen wurde es etwas leichter. Es wurde ein neues Waagehäuserl gebaut, so dass man nicht mehr durch Kohllösch im aufgefüllten Fabrikhof gehen musste. Nunmehr konnte man vom Waggon weg den Handwagen beladen, wiegen und am Gehweg entlang vorbei am Kirchenholz heimziehen. Die 7 Zoll konnte man im Schupfen gut stapeln, die Semmeln lagen lose im Verschlag.
Nach dem Krieg entwickelte sich ein reges Tauschgeschäft mit Deputatkohle. Bei allen Lohnforderungen waren die Stundenlöhne noch sehr niedrig. So wurde auf das Deputat verwiesen, es sei ein Teil des Lohnes, aber im übertragenen Sinne ein hart verdientes Brot. Im Festzug soll erinnert werden wie schwer es damals war. Für eine warme Stube musste dennoch dieser mühselige Aufwand betrieben werden." Q2